Nach S-Bahn-Desaster in Mainz: Fahrgastverband PRO BAHN kritisiert erneutes Evakuierungschaos in Ludwigshafen

Nachdem es am 28.06.2024 zu einer mehrstündigen S-Bahn-Evakuierung zwischen dem Mainzer Hauptbahnhof und dem Bahnhof Mainz Römisches Theater kam, ereignete sich in der Nacht vom 17.07. auf den 18.07. ein ähnlicher Vorfall zwischen Mannheim und Ludwigshafen.

Ein Bahnsprecher erläutert auf PRO BAHN Anfrage die Situation: „gestern gegen 23 Uhr kam der ICE 695 (Hamburg Hbf – Stuttgart Hbf) aufgrund einer Oberleitungsstörung zwischen Ludwigshafen und Mannheim zum Stehen. Die Oberleitung hatte sich auf den Zug abgesenkt und musste daher erst stromlos geschaltet und geerdet werden. Danach erfolgte

die Evakuierung der Reisenden (von 01:20 Uhr bis 02:15 Uhr) mit Bussen zum Mannheimer Hauptbahnhof, wo ein Ersatz-ICE nach Stuttgart bereitgestellt wurde. Die Reisenden konnten ihre Fahrt von Mannheim um 02:59 Uhr fortsetzen. Der Schad-Zug wurde nach Stuttgart gefahren. (…) Die Ursache der Oberleitungsstörung wird noch ermittelt.“

Der Fahrgastverband PRO BAHN Rheinland-Pfalz / Saarland kritisiert, dass es erneut über zwei Stunden dauerte, bis eine Evakuierung eingeleitet wurde. „Bis der letzte Fahrgast in Sicherheit war, dauerte es sogar über drei Stunden“, so der PRO BAHN Landesvorsitzende Noah Wand. „Es scheint, als sei sich die Deutsche Bahn ihrer Verantwortung gegenüber den Fahrgästen nicht bewusst. Erst die S-Bahn in Mainz, jetzt der ICE in Ludwigshafen: Technische Störungen können passieren, dafür haben wir Verständnis. Aber bis die Fahrgäste aus einer solchen Situation befreit werden, dauert es meist viel zu lange.“

Nach dem S-Bahn-Desaster in Mainz forderte Martin Mendel, stellvertretender Landesvorsitzender des Fahrgastverbandes PRO BAHN, „lückenlose Aufklärung und eine Freistellung des Notfallmanagers“. „Mindestens genauso wichtig ist es jedoch, dass die Deutsche Bahn aus ihren Fehlern lernt. Bei Evakuierungen und anderen Notsituationen scheint man oft überfordert zu sein, obwohl sich solche Vorfälle häufen“, berichtet Wand weiter. Abschließend stellt der Landesvorsitzende in Frage, ob der Staatskonzern überhaupt solchen Problemen gewachsen sei: „Bis man Rettungskräfte einschaltet, vergeht oft zu viel Zeit. Und auch das S-Bahn-Desaster in Mainz zeigt, dass man nicht immer gewillt ist, diese einzuschalten.“